Depression

Herr Franz kommt zum Erstgespräch in die Praxis auf Anraten eines Facharztes nach einer Vorsorgeuntersuchung bei der GKK, nicht wissend, was er hier eigentlich soll. Ja, er hat in der Früh enorme Anlaufschwierigkeiten aus dem Bett zu kommen, ja er trinke manchmal einfach zu viel Alkohol und immer öfter kommen ihm quälende Gedanken, dass er einfach nicht mehr kann, dass er sich fühle wie in einem tiefen, schwarzen Loch. Und er kann sich nicht erklären, warum der Hausarzt die Diagnose „Depression“ stellte und ihm Antidepressiva verschrieben hat. Er will keine Medikamente nehmen, die machen doch abhängig, so seine Meinung, die ich selbstverständlich respektiere.

Wir erkunden gemeinsam sein familiäres und berufliches Umfeld, hinterfragen seine „Systeme“, seine sozialen Lebenswelten, was wie mit wem zusammenhängen könnte, was ihn in diesen leidvollen Zustand gebracht hat. Schritt für Schritt erzählt er, immer mehr Vertrauen in die Klient-Therapeuten-Beziehung aufbauend, welche biografisch schwierigen Erfahrungen er schon in seinem Leben meistern musste: der frühe Verlust eines Elternteils, die negativen Erlebnisse in seiner Schul- und Ausbildungszeit, die häufigen Wechsel seiner Arbeitgeber, die Scheidung von seiner zweiten Lebenspartnerin und dem Verweigern seiner Ex-Frau, seine beiden jugendlichen Kinder zu sehen.

Durch das Erzählen seiner Geschichte und den damit verbundenen langsamen „Frieden finden“ mit dieser, entwickelt Hr. Franz für sich einen Weg, um ein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Durch den Einsatz unterschiedlicher Techniken (z.B. Arbeit mit dem Familienbrett, Zeitlinienarbeit, dem Suchen nach Ressourcen in seinem Leben), auf die er sich zunehmend mehr einlassen kann, entwickeln wir Verhaltensmuster, die ihm helfen, in seinem Leben wieder die Sonnenseiten zu entdecken. Auch erarbeiten wir ganz konkrete Gesprächsformen, die ihm zum Beispiel helfen, mit seiner Ex-Frau in einen funktionierenden Kontakt zu kommen und diese schlussendlich einwilligt, dass er wieder Kontakt zu seinen Kindern aufnehmen darf. Was dann auch sehr zur Freude von Hr. Franz gelingt, ganz langsam, aber doch. Auch findet er gemeinsam mit einem anderen Hausarzt ein Medikament gegen seine Depression, das ihm wirklich hilft. Nach knapp zwei Jahren des gemeinsamen therapeutischen Arbeitens beenden wir diesen erfreulichen Prozess.